Zweite Phase

Zweite Phase: „Skepsis und Konfrontation“ Das Ziel der zweiten Phase besteht darin, die Ratsuchende behutsam aber beharrlich zu konfrontieren und ihren Sichtweisen skeptisch zu begegnen. Hierdurch soll die Ratsuchende die Möglichkeit erhalten, ihre Subjektiven Theorien zu überprüfen und ggf. zu ändern. Schlee dokumentiert 20 Konfrontationsmethoden, die in verschiedenen Unterphasen zur Anwendung kommen können. Die Beratergruppe sucht aus diesem Pool für das spezifische Anliegen vier bis sechs passende Methoden heraus und überlegt eine Reihenfolge. Wenn die Ratsuchende mit der Konfrontationsphase einverstanden ist, schlägt der Moderator die erste ausgewählte Methode vor. Weil die Ratsuchende immer selbstbestimmt bleibt und die letzte Entscheidung trifft, kann sie die gewählte Methode auch ohne Begründung ablehnen. Die Konfrontationsmethoden lassen sich in drei Gruppen unterteilen, bei denen die Aktivität der Beteiligten unterschieden wird: Beratergruppe aktiv, Ratsuchende hört zu Beratergruppe stellt ritualisierte Fragen, Ratsuchende antwortet Beratergruppe aktiv und Ratsuchende aktiv Auch gibt es Unterschiede in der Art der Anregung durch die Konfrontationsmethoden. Die jeweilige Methode kann einen Perspektivwechsel, einen Sortiervorgang oder eine Auseinandersetzung mit einer Außensicht anregen.


Konfrontationsmethoden in Stichworten Hier finden Sie Arbeitskarten, auf denen die einzelnen Methoden kurz beschrieben sind. Anstatt diesen fertigen Arbeitssatz zu verwenden, empfehle ich das Set nach eigenen Bedürfnissen zu verändern oder gleich ein eigenes herzustellen, um sich mit den einzelnen Methoden besser vertraut zu machen.


Drei Beispiele sollen die Arten der Konfrontationsmethoden exemplarisch verdeutlichen:


Relativierungen durchdenken Bei der Konfrontationsmethode „Relativierungen durchdenken“ fragen die Gruppenmitglieder ungefähr 3-6 mal der Reihe nach: „NAME, was wäre schlimmer (als das, was du uns berichtet hast)?“ Die Frage darf nicht variiert werden, weil sich dadurch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Ratsuchende mit dem Beziehungsohr hört, statt bei der Sache zu bleiben. Die Wiederholung der gleichen Frage durch ein anderes Gruppenmitglied ermöglicht der Ratsuchenden eine tiefere Durchdringung ihrer Antwort.


Sichtweise von Beteiligten ansprechen Die Konfrontationsmethode „Sichtweise von Beteiligten ansprechen“ fordert von der Beratergruppe Kreativität. Es geht darum, sich in einen Beteiligten einzufühlen und aus dieser Perspektive heraus zu sprechen. Wenn beispielsweise von der Ratsuchenden in der ersten Phase der Umgang mit einem schwierigen Schüler benannt wird, kann dieser Schüler nun eine eigene Stimme erhalten: „Frau XY ist so gemein zu mir, schon wieder musste ich vor die Tür. Ich hab doch nur an mein totes Meerschweinchen gedacht.“


Die sechs Fragen stellen ist eine starke Konfrontationsmethode. Hier ist es wichtig, an die Störungskarte zu erinnern, langsam zu arbeiten und anteilnehmende Resonanz zu geben, um die Sicherheit der Ratsuchenden nicht zu gefährden. Die Gruppenmitglieder stellen jeweils nur eine Frage, sie variieren die Reihenfolge und Häufigkeit folgender Fragen: NAME, was fühlst du? NAME, was willst du? / wünschst NAME, was erwartest du? NAME, was vermeidest du? NAME, was befürchtest du? NAME, was tust du? NAME, was brauchst du? Es können insgesamt 12-18 Fragen gestellt werden. Diese Fragen erlebt eine Ratsuchende als starke Konfrontation mit sich selbst. Schlee schreibt, dass die Fragen eine Ratsuchende hetzen können wie sechs Hunde einen Hasen. (vgl. Schlee 2004, S. 97)