Die „Dritte Phase“ der Kollegialen Beratung und Supervision

Das Verfahren der Kollegialen Beratung und Supervision innerhalb von Unterstützungsgruppen besteht aus meist zwei, in wenigen Fällen auch drei Phasen.
1. Phase: Sicherheit und Vertrauen (Explikation)
2. Phase: Skepsis und Konfrontation (Modifikation)
3. Phase: Überprüfung der Handlungsfähigkeit (Evaluation)
Erste Phase: „Sicherheit und Vertrauen“
In der ersten Phase, der Phase „Sicherheit und Vertrauen“ geht es darum, dass die ratsuchende Person ihre persönlichen Sichtweisen der Dinge, der Problemlagen, die sie bewegt ausspricht.
Zweite Phase: „Skepsis und Konfrontation“
Während das Ziel der ersten Phase darin besteht, dass die ratsuchende Person ihre subjektiven Sichtweisen darlegen – explizieren – kann, besteht das Ziel der zweiten Phase darin, der ratsuchenden Person Skepsis entgegenzubringen und sie zu konfrontieren. Hierdurch soll die ratsuchende Person die Möglichkeit erhalten, ihre Subjektiven Theorien zu überprüfen und ggf. zu (ver)ändern.Dritte Phase: „Überprüfung von Handlungsalternativen“
durch eine „Diskussion unter vereinbarten Gesichtspunkten“
In der dritten Phase wird eher selten gearbeitet. Sie ist nur dann sinnvoll, wenn eine GruppenteilnehmerIn ihre neuen Handlungspläne im geschützten Raum der Supervisionsgruppe, statt im Alltag überprüfen möchte.

In einer normalen Diskussion werden Standpunkte / Positionen / Perspektiven = Gesichtspunkte der Diskussionsteilnehmer zumeist nicht transparent gemacht, oder gar verabredet. Die Gesamtdiskussion kann den Eindruck des Zufälligen, auch des aneinander vorbei Redens ergeben. Durch Sprünge und Intransparenz kann die Beziehungsebene der Diskussionspartner untereinander belastet werden. Das, was Diskussionen so anstrengend, unerfreulich und zäh macht, hat nur selten etwas mit der Sache, jedoch fast immer mit einer belasteten Beziehungsebene zu tun.

Die „Diskussion unter vereinbarten Gesichtspunkten“ soll Kommunikation auf der Beziehungsebene entlasten, um dadurch die Kommunikation auf der Sachebene störungsfreier zu gestalten. Hierzu muss sich die Gruppe vor der eigentlichen Diskussion auf Gesichtspunkte einigen, die für die Auseinandersetzung wichtig sind.

Um diese Vorstrukturierung zu erleichtern, hat es sich als günstig erwiesen, einen Standardkatalog von Gesichtspunkten vorzulegen, der auch verändert werden kann. Folgende zwölf Gesichtspunkte haben sich als nützlich erwiesen:

1. Verhältnis von Aufwand und Gewinn
2. Nebeneffekte und Widerstände
3. Kurzfristigkeit – Langfristigkeit
4. Klarheit und Konkretheit
5. Endgültigkeit und Offenheit
6. Entweder-oder (Alles-oder-Nichts) vs. Sowohl-als-auch
7. Stimmigkeit und Glaubwürdigkeit
8. Gesicherte Gelingensbedingungen
9. Kompetenzen und Ressourcen
10. Bekanntes und Vertrautes
11. Ausprobieren und Neues
12. Ethische Annahmen und Konsequenzen

Literatur:
Jörg Schlee: Diskussion unter vereinbaren Gesichtspunkten. in Lehrerfortbildung nrw
beraten lernen
Personenzentrierte Gesprächs- und Arbeitsformen im Studienseminar Soest 1999