Aktives Zuhören

Das aktive Zuhören ist die klassische Methode der Selbstklärungshilfe (Selbstaktualisierung), bekannt aus der Klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl Rogers. Es ist eine wichtige Basis, um den Klärungsprozess eines Ratsuchenden / Klienten zu unterstützen. Im Rahmen der Kollegialen Beratung und Supervision (KoBeSu) wird durch das aktive Zuhören ermöglicht, dass ein Ratsuchender seine Sichtweisen umfassend darstellen kann. Nur ausgesprochene Vorstellungen sind einer Veränderung zugänglich.

Das aktives Zuhören hat zum Ziel, dem Gesprächsparter bei der eigenen Entwicklung zu helfen bzw. bei der Klärung seiner Anliegen.
Es muß durch die innere Haltung und Einstellung des Zuhörenden getragen werden.
Die Anwendung der bloßen Gesprächstechnik verfehlt das Ziel, der Gesprächspartner fühlt sich möglicherweise manipuliert, nicht ernst genommen oder gar fertig gemacht.
Die Übung der unten stehenden Gesprächstechniken steht zum erfolgreichen aktiven Zuhören, wie die isolierte Übung von Einwurf, Elfmeter etc. zum Fußballspiel.

1. Zeigen Sie, daß sie zuhören (nonverbale Rückmeldung)
Zugewandte Körperhaltung, Blickkontakt, nicken
Äußerungen wie: „hmm“, „ja“, „aha“

2. Umschreiben / Paraphrasieren (inhaltliche Rückmeldung)
Wiederholen Sie mit Ihren eigenen Worten, was gesagt wurde. So merkt Ihr Gesprächspartner, ob alles richtig bei Ihnen angekommen ist und kann Mißverständnisse korrigieren.
Beispiele für Satzanfänge:
„Habe ich dich richtig verstanden …“
„Ich habe gehört, daß …“
„Du meinst also …“
„Ich möchte das, was du gesagt hast mal mit meinen Worten zusammenfassen“
„… Habe ich dich so richtig verstanden?“
„Bei mir ist angekommen, …“

3. Reflektieren (emotionale Rückmeldung)
Beim „Reflektieren“ handelt es sich um eine „Gesprächstechnik“ aus der von Carl Rogers entwickelten Gesprächspsychotherapie. Gefühle und Wünsche des Gesprächspartners sollen möglichst genau erfaßt werden. Dieser (vermutete) Gefühlszustand und/oder Wunsch wird dem Gesprächspartner wiedergespiegelt.

Vorgehen:
Hören Sie aufmerksam zu. Versuchen Sie sich in die Situation und das Befinden Ihres Gesprächspartners hineinzuversetzen.
Welches Gefühl mag in ihr / ihm stecken?
Welcher Wunsch steckt hinter der Äußerung?
Jetzt formulieren Sie den vermuteten Wunsch / das Gefühl als Aussagesatz.

Beispiele für Gefühlsansprache:
„Du bist verärgert.“
„Das hat dich überrascht.“
„Das nervt dich.“
„Du weißt garnicht, wohin mit deiner Wut.“
„Jetzt fühlst du dich verletzt.“
„So etwas langweilt dich schrecklich.“
„Das zieht dir glatt die Schuhe aus.“
„Du fühlst dich pudelwohl.“

Bespiele für Wunschansprache:
„Du möchtest vom Druck befreit sein.“
„Du wünschst dir mehr Verständnis.“
„Du möchtest das alleine machen.“
„Du hast dir so sehr etwas anderes gewünscht.“
„Du möchtest gern einen Sinn erkennen können.“
„Du brauchst einfach mehr Freiheit.“
„Du wüßtest gern, wie es weitergehen soll.“
„Du hättest lieber einen männlichen Lehrer.“

also:
keine Fragen stellen (Fragen „verpflichten“ Gesprächspartner zu einer Antwort)
Gesprächspartner direkt (Du, Sie) ansprechen
wenig sprechen, kurze Äußerung (Sie sind aktiver Zuhörer, nicht Redner)
sprechen Sie das vermutete Gefühl oder den vermuteten Wunsch an (vgl. Beispiele)
Gefühlszustand an das Satzende setzen (das zuletzt Gesagte ermöglicht Thema = Gefühl / Wunsch)
keine Spekulationen oder psychologischen Schlußfolgerungen / Interpretationen